Das Chinesische Neujahr – auf der Suche nach den Trüffeln der Kommunikation

 

Das Jahr des Erdferkels verspricht große Teameffekte

Da ist es wieder, das chinesische Neujahr. nachdem sich unser neues Jahr schon bekannt und gewohnt anfühlt, nimmt das chinesische Neujahr gerade seine Fahrt auf. Seit gestern befinden wir uns im Jahr des Schweins, um genauer zu sein, im Jahr des Erd-Schweins. Diese besondere Konstellation soll von glücklichen Fügungen geprägt sein und Reichtum und Zufriedenheit mit sich bringen -besonders für Teams und Arbeitsgemeinschaften.

Glück im Team

Vor allem soll das chinesische Neujahr das Glück für Teams begünstigen, in dem sich die Teammitglieder für ihr Team, für eine Gemeinschaft oder eine soziale Einrichtung engagieren. Der Teamgedanke steht absolut im Vordergrund, sowie der Zusammenhalt und das Gefühl der Zusammengehörigkeit innerhalb dieser Gemeinschaft.

Bei meiner Arbeit komme ich in verschiedenen Gesprächen sehr häufig auf das chinesische Neujahr zu sprechen. Und was sich dabei ergibt, ist immer sehr erstaunlich. Ganz gleich, welche Prophezeiung das chinesische Neujahr mit sich bringt, es wird immer fleißig hinterfragt, was genau die prognostizierten Eigenschaften für die eigene Situation bedeuten:

Es entsteht ein spannender Moment, innezuhalten und sich die Charakteristik des chinesischen Neujahrs genauer anzuschauen. Unabhängig von der astrologischen Komponente lassen sich immer wieder spannende Dinge für Arbeitsteams finden und ableiten.

Ein Kunde sagte zu mir, „Wir leben wirklich in einer Gesellschaft, in der schon genug gelobt ist, wenn man sich nicht beschwert.“. Und wenn sich jemand beschwert, dann häufig in einer Botschaft aus Ironie und Sarkasmus, ohne das wirkliche Problem anzusprechen. Es entsteht ein Gefühl des Kommunikations-Staus. Anstatt zu antworten, vergräbt man sich lieber in die sozialen Medien, versteckt sich hinter dem Bildschirm, hinter dem iPad oder hat doch noch ganz plötzlich eine Nachricht per SMS zu versenden, so dass man schnell den Blick abwenden kann. Häufig wird auch ein dringend notwendiges Gespräch verschoben, weil scheinbar dringendere Aufgaben die Rettung der Welt erfordern. Kürzlich berichtete mir eine Führungskraft enttäuscht, dass das dringend anstehende Mitarbeitergespräch mit dem eignen Vorgesetzen nun schon zum vierten Mal verschoben wurde. „Naja, Sie wissen ja… Order de Mufti…“. Ich blickte auf hängende Schultern, in ein enttäuschtes Gesicht mit fragenden Augen. Wer selbst als Führungskraft nicht in seinen eigenen Angelegenheiten und mit dem Bedürfnis nach einem dringend fälligen Gespräch wahrgenommen und ernst genommen wird, wie kann derjenige dies an sein Team weitergeben? Der gleiche Mitarbeiter berichtete übrigens von einer Kollegin, deren Mitarbeitergespräch bis dato zwölf Mal, ZWÖLF MAL, verschoben wurde. Zwölf Mal: hängende Schultern, zwölf Mal ein enttäuschtes Gesicht mit fragenden Augen. Auch „Order de Mufti“, oder eher „Wie entmutige ich mein Team“?

 

Auf Trüffelsuche: Graben wir doch nach Empathie & Wertschätzung!

Wie fern wirkt hier das Bild der festen Zusammengehörigkeit wie es das chinesische Neujahr beleuchtet. Was muss passieren, um dies zu erreichen, die Verlässlichkeit einer festen Zusammengehörigkeit, einer sehr starken und fröhlichen Verbindung, für die man sich gern und freiwillig einsetzt, und die jeder für sich besonders wertschätzt?

So mancher schaut sich jetzt sein Team genauer an und fragt sich, wo ist denn bei uns das Gefühl der Zusammengehörigkeit geblieben? Wo ist denn das Gefühl der Wertschätzung und Verlässlichkeit? Wann hat es aufgehört, sich gut anzufühlen? Wo ist die lobende und wertschätzende Kommunikation, wie eine warme Dusche, die einen doch so sehr bei der Arbeit motiviert?

Lob und Wertschätzung sind sozusagen die Trüffel der Motivation. Mitarbeitende, die das Gefühl haben, in ihren Ansichten berücksichtigt zu werden und Teil einer strategischen Entwicklung zu sein, arbeiten hochmotiviert und sehr gerne für das große Ganze. Sie finden sich wieder in ihrer Aufgabe. Sie fühlen sich abgeholt und empfinden es als wohltuend, gebraucht zu werden. Es macht sie glücklich, in dem, was sie zu der Aufgabe beitragen können, sehr wertvoll zu sein. In kontinuierlichen Veränderungen, die als Change-Prozesse in heutigen Unternehmen viel Raum im Alltag einnehmen, erleben wir regelmäßig, dass die anfallenden Entscheidungen nicht von Mitarbeitenden gestaltet sind, sondern „von oben“ verkündet werden. Dabei haben die Strategien, die von der Handschrift der Beteiligten geprägt sind, viel größere Überlebenschancen, entspringen sie doch einer Praxis, die von der Energie zur positiven Veränderung getragen wird – oder wie es im Manager-Jargon heißt: Bottom Up statt Top Down.

Einmal erzählte mir der Inhaber einer größeren IT Service Gesellschaft, er habe doch nun so viele Bonuszahlungen freigegeben und auch noch andere monetäre Anreize für seine Mitarbeiter geschaffen. Trotzdem sei bei ihm die Fluktuation sehr groß. Vielleicht fühlt er sich jetzt dazu eingeladen, im Jahr des Erdschweins zu überlegen, ob es auch eine Währung gibt, die mit monetären Anreizen nichts zu tun hat? Ein Gefühl der Zugehörigkeit und Wertschätzung. Sicher wollen wir unsere Grundbedürfnisse befriedigt wissen, der Kühlschrank möchte gut gefüllt werden und ein gutes Auskommen ist wichtig. Dennoch, Geld ist nicht alles. Wie sonst ist es zu erklären, dass so viele Menschen wie noch nie sich in sozialen Einrichtungen engagieren, und das mit steigender Einsatzbereitschaft.

Vielfach hat es sich eingeschlichen, auf der Unfähigkeit oder den Fehlern von einzelnen herumzureiten und diese ins Lächerliche zu ziehen. Die ausgetragenen Verletzungen, diese Gemeinheiten, erscheinen dabei normal, von den Ausuferungen in den sozialen Medien ganz zu schweigen. Da wächst der Wunsch, das System umzudrehen, nicht besonders auf Fehlern herumzureiten, sondern Ergebnisse und Kompetenzen besonders hervorzuheben. Nicht nur im Jahr des Erdschweins stehen die sozialen Bemühungen ganz hoch im Kurs. Auch für Arbeitsteams kann hier eine Möglichkeit bestehen, gemeinsam für die eigene Idee oder eine soziale Sache einzustehen. Dabei das Gefühl für sich wieder zu entdecken, ohne ironischen und sarkastischen Beigeschmack die Leistungen des anderen anzuerkennen, wäre ein Bonus von unschätzbarem Wert.

Ob man nun das chinesische Neujahr zelebriert oder nicht, ist dabei gar nicht entscheidend. Wie wohltuend kann es sein, über eine gut funktionierende Gemeinschaft nachzudenken, über das Gefühl der Zusammengehörigkeit, was die eigene Motivation beflügelt und das Empfinden von Glücklichsein so richtig begünstigt.

„Glück?“, fragte mich jemand, „darüber habe ich schon lange nicht mehr nachgedacht!“. Wie viele rattern jeden Tag in ihrem Hamsterrad und fragen sich: „Wann war ich denn eigentlich das letzte Mal richtig glücklich?“ Vielleicht, als sie wie das Erdferkel nach den Trüffeln gesucht und diese gefunden haben: Empathie, wohlwollende Kommunikation, aktives Zuhören und ein positives Miteinander …

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude im Jahr des Erdschweins, genießen Sie ihr Team auch mit den kleinen Schwächen und erfreuen Sie sich daran, dass es wieder menschelt.

 

Gong Xi Fa Cai,

Happy New Year

Ihre Petra Motte